Welche Rolle spielt die moderne Genetik in der Augenheilkunde?
Selbst für erfahrene Augenärzte kann die Genetik in der Augenheilkunde oft komplex und herausfordernd sein.
Die Bandbreite an genetischen Augenerkrankungen reicht von Netzhauterkrankungen wie Retinitis Pigmentosa, bis hin zu Hornhautdystrophien. Jede dieser Erkrankungen hat ihre eigene genetische Grundlage und klinischen Merkmale, weshalb die Humangenetik in der Augenheilkunde eine zentrale Rolle spielt:
Präzise Diagnosen: Genetische Informationen können helfen, präzise Diagnosen bei seltenen oder unklaren Augenerkrankungen zu stellen, da sie die zugrunde liegenden Ursachen aufdecken.
Risikoeinschätzung: Die Kenntnis der genetischen Risikofaktoren kann Ärzten und Patienten ermöglichen, das individuelle Risiko für die Entwicklung bestimmter Augenerkrankungen besser zu verstehen.
Personalisierte Behandlungsansätze: Genetische Informationen können bei der Entwicklung von personalisierten Behandlungsstrategien helfen, um die bestmöglichen Ergebnisse für die Patienten zu erzielen.
Genetische Beratung: Familien mit genetisch bedingten Augenerkrankungen profitieren von genetischer Beratung, um das Risiko in zukünftigen Generationen zu minimieren.
Genetische Faktoren und Vererbungsmuster bei Augenerkrankungen
Bestimmte genetische Veränderungen können das Risiko für ophthalmologische Erkrankungen erhöhen und verschiedene Aspekte der Augenfunktion , darunter die Entwicklung der Netzhaut, die Pigmentierung des Auges und die Funktion der Augenmuskeln, beeinflussen.
Es ist wichtig zu beachten, dass verschiedene Variationen in einem Gen zu unterschiedlichen Krankheitsphänotypen führen können. Ein und dasselbe Gen kann beispielsweise verschiedene Mutationen aufweisen, die unterschiedliche Auswirkungen auf die Schwere und das Fortschreiten einer Augenerkrankung haben.
Genetische Augenerkrankungen folgen oft bestimmten Vererbungsmustern. Die zwei häufigsten Vererbungsmuster sind:
Autosomal-dominante Vererbung: Hier ist nur eine Kopie eines mutierten Gens erforderlich, um die Erkrankung zu verursachen. Ein betroffenes Elternteil hat eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, das mutierte Gen an sein Kind weiterzugeben.
Autosomal-rezessive Vererbung: Für diese Erkrankungen sind zwei Kopien eines mutierten Gens erforderlich, eine von jedem Elternteil. Trägt ein Elternteil ein mutiertes Gen, ist das Risiko gering. Wenn beide Eltern das mutierte Gen tragen, besteht ein 25-prozentiges Risiko, dass ihr Kind die Erkrankung entwickelt.
Genetische Beratung in der Augenheilkunde
Die humangenetische Beratung in der Augenheilkunde ist ein multidisziplinärer Ansatz, der Augenärzte und Humangenetiker zusammenbringt, um sicherzustellen, dass Patient:innen die bestmögliche Betreuung erhalten. Sie ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer umfassenden, patientenorientierten Versorgung. Die humangenetische Beratung spielt aus mehreren Gründen eine zentrale Rolle.:
Risikoeinschätzung: Die Kenntnis genetischer Risiken ist entscheidend für Familien, in denen in der Vergangenheit hereditäre Augenerkrankungen auftraten. Im humangenetischen Beratungstermin, werden neben einer Stammbaumanalyse auch individuelle Risiken geklärt.
Unterstützung bei der Diagnose: Bei der Diagnosestellung einer genetischen Augenerkrankung können unsere Humangenetiker den Patienten und ihren Familien helfen, die Ergebnisse zu verstehen und die nächsten Schritte mit ihrem Augenarzt zu planen.
Entscheidungsfindung: Wenn es um die Auswahl von Behandlungsoptionen geht, helfen unsere Spezialisten das Ergebnis im humangenetischen Kontext zu betrachten und beraten Sie gerne eventuellen Therapien. Sie können auch bei der Entscheidung unterstützen, ob eine Teilnahme an klinischen Studien oder Gentherapie-Optionen in Betracht gezogen werden sollte.
Psychosoziale Unterstützung: Der Umgang mit einer genetischen Augenerkrankung kann emotional belastend sein. Unsere Humangenetiker bieten hier eine wichtige psychosoziale Unterstützung, um Patienten und Familien bei der Bewältigung von Stress und Ängsten zu helfen.
Unsere Genpanels helfen Ihnen bei der präzisen Diagnosestellung
Unsere Genpanels sind entscheidend für die präzise Diagnosestellung und bieten eine umfassende genetische Analyse, die es ermöglicht, die zugrunde liegenden genetischen Ursachen von Krankheiten präzise zu identifizieren. Diese spezialisierten Panels umfassen eine breite Palette von Genen, die in Verbindung mit verschiedenen Erkrankungen stehen. Durch den Einsatz modernster Technologien und einer multidisziplinären Expertise in der Genetik sind wir in der Lage, genaue und verlässliche Ergebnisse zu liefern.
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Okuläre Fehlbildungen sind angeborene Anomalien, die die Entwicklung der Augen betreffen. Genetische Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei ihrer Entstehung. Mutationen in spezifischen Genen können die Bildung und das Wachstum der Augen während der embryonalen Entwicklung beeinflussen. Dies kann zu verschiedenen Fehlbildungen führen, wie Anophthalmie (fehlende Augen), Mikrophthalmie (unterentwickelte Augen) oder Colobom (Spaltbildung). Die genetische Analyse ist entscheidend, um die genaue Ursache solcher Fehlbildungen zu ermitteln und genetische Beratung sowie mögliche Therapieansätze zu ermöglichen.
Anzahl Gene: 204
Betroffene Gene: u. a. ABCB6, ACTG1, BMP4, CHD7, COL4A1, EYA1, FBN1, FNBP4, FOXC1, FOXE3, FOXL2, FRAS1, KMT2D, OTX2, SALL2, SALL4
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Kongenitales Glaukom und Anterior Segment Dysgenesis (ASD) sind seltene, erbliche Augenerkrankungen, die das vordere Segment des Auges betreffen. Sie sind oft mit genetischen Mutationen assoziiert, die die Entwicklung von Augenstrukturen beeinflussen. Genetische Untersuchungen haben die Identifizierung spezifischer Gene ermöglicht, die diese Erkrankungen verursachen, und tragen dazu bei, die genetische Basis besser zu verstehen. Dies fördert die frühzeitige Diagnose und ermöglicht personalisierte Therapieansätze, die das Sehvermögen der Patienten verbessern können. Die Forschung in diesem Bereich leistet wichtige Beiträge zur Entwicklung von präventiven und therapeutischen Ansätzen für ASD und kongenitales Glaukom.
Anzahl Gene: 29
Betroffene Gene: u. a. CYP1B1, LTBP2, MYOC, COL1A1, FOXC1, ANGTP1 und TEK
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Kongenitale Katarakt, eine angeborene Trübung der Augenlinse, kann genetische Ursachen haben. Forschungen haben zahlreiche Genmutationen identifiziert, die zur Entwicklung dieser Erkrankung beitragen können. Die genetische Analyse spielt eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung solcher Mutationen, wodurch präzise Diagnosen möglich werden. Dies ermöglicht nicht nur die rechtzeitige Intervention, sondern auch eine genaue genetische Beratung für betroffene Familien. Ein tiefes Verständnis der Genetik kongenitaler Katarakte fördert die Forschung für effektivere Therapieansätze und stellt sicher, dass Patienten die bestmögliche Versorgung erhalten.
Anzahl Gene: 91
Betroffene Gene: u. a. BFSP2, CRYBA1, CRYBB1, CRYBB2, EPHA2, GALG1, GCNT2, GJA3, HSF, MIP
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Hornhautdystrophien sind seltene, erbliche Erkrankungen, die die Struktur und Transparenz der Hornhaut des Auges beeinträchtigen. Die genetische Komponente spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung dieser Krankheiten. Verschiedene Genmutationen, wie diejenigen, die mit der Fuchs'schen Endotheldystrophie oder der Keratokonus-Dystrophie in Verbindung stehen, können das Risiko für Hornhautdystrophien erhöhen. Die Identifizierung solcher genetischer Faktoren ist entscheidend für eine präzise Diagnose und kann die Grundlage für zukünftige personalisierte Therapien bilden, um das Fortschreiten dieser Erkrankungen zu verlangsamen oder zu verhindern.
Anzahl Gene: 24
Betroffene Gene: AGBL1, CHST6, COL8A2, COL17A1, CYP4V2, DCN, FOXE3, GRHL2, GSN, KRT3, KRT12, LCAT, LOXHD1, OVOL2, PAX6, PIKFYVE, PRDM5, SLC4A11, TCF4, TGFBI, TUBA3D, UBIAD1, VSX1, ZEB1
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Retinitis Pigmentosa (RP) ist eine erbliche Augenkrankheit, bei der die Photorezeptoren der Netzhaut allmählich absterben. Genetische Untersuchungen spielen eine entscheidende Rolle bei RP. Durch die Identifizierung der zugrunde liegenden genetischen Mutationen können Ärzte die Art des RP und den Krankheitsverlauf besser verstehen. Dies ermöglicht eine personalisierte Betreuung und die Entwicklung zukünftiger Gentherapien. Genetische Forschung hat dazu beigetragen, die Komplexität von RP zu entschlüsseln, und bietet Hoffnung auf neue Behandlungsansätze zur Erhaltung der Sehkraft für Betroffene.
Anzahl Gene: 191
Betroffene Gene: u. a. BEST1, RHO, RP1, RP2, RPE65, RPGR, USH2A, WDR19
und weitere Gene (RetNet, the Retinal Information Network, https://web.sph.uth.edu/retnet/home.htm)
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Bei Morbus Stargardt wird häufig das ABCA4-Gen mutiert, was zu einer Ansammlung von Lipofuszin in der Netzhaut führt. Ähnliche genetische Mutationen sind auch bei verschiedenen Makula-Dystrophien vorhanden. Genetische Tests sind entscheidend, um diese Mutationen zu identifizieren und die Diagnose zu bestätigen. Diese Tests sind nicht nur für die Patienten, sondern auch für ihre Familien von großer Bedeutung, da sie helfen, das Risiko und die Vererbungsmuster besser zu verstehen. Ein tiefgreifendes genetisches Wissen kann zudem neue Therapieansätze und Präventionsstrategien voranbringen.
Anzahl Gene: 24
Betroffene Gene: u. a. ABCA4, BEST1, CDH3 und PROM1
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Lebersche kongenitale Amaurose (LCA) ist eine seltene, erbliche Netzhauterkrankung, die bereits in der Kindheit zu schwerer Sehbehinderung oder Blindheit führen kann. Sie wird durch eine Vielzahl von Genmutationen verursacht, die die Funktion der Fotorezeptoren in der Retina beeinträchtigen. Fortschritte in der Genetik haben dazu beigetragen, die komplexen genetischen Ursachen von LCA besser zu verstehen.
Anzahl Gene: 27
Betroffene Gene: AIPL1, ALMS1, CABP4, CEP290, CLUAP1, CNGA3, CRB1, CRX, DTHD1, GUCY2D, IFT140, IQCB1, KCNJ13, LCA5, LRAT, MERTK, NMNAT1, OTX2, PRPH2, RD3, RDH12, RDH5, ROM1, RPE65, RPGRIP1, SPATA7, TULP
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Zapfen- und Zapfen-Stäbchen-Dystrophien (COD und CORD) sind seltene erbliche Netzhauterkrankungen, die die lichtempfindlichen Zapfen- und Stäbchenzellen der Retina betreffen. Diese Erkrankungen führen zu Sehstörungen, die von verminderter Sehschärfe bis zur Nachtblindheit und einem fortschreitenden Gesichtsfeldverlust reichen können.
Anzahl Gene: 29
Betroffene Gene: ABCA4, ADAM9, AIPL1, C8ORF37, CACNA1F, CACNA2D4, CDHR1, CEP78, CEP250, CNNM4, CRX, DRAM2, GUCA1A, GUCY2D, KCNV2, OPN1LW, PDE6C, PDE6H, PITPNM3, POC1B, PROM1, RAB28, RAX2, RIMS1, RPGR, RPGRIP1, SEMA4A, TTLL5, UNC119
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Okulärer und okulokutaner Albinismus sind seltene genetische Erkrankungen, die die Pigmentierung der Haut, Haare und Augen beeinflussen. Diese Störungen sind eng mit Genetik verbunden, da sie durch Mutationen in Genen verursacht werden, die für die Produktion von Melanin verantwortlich sind. Mutationen in Genen wie TYR, OCA2, oder TYRP1 führen zu Pigmentmangel und beeinträchtigen die Entwicklung der Augen und die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlung.
Anzahl Gene: 15
Betroffene Gene: AP3B1, BLOC1S3, BLOC1S6, DTNBP1, GPR143, HPS1, HPS3, HPS4, HPS5, HPS6, MITF, OCA2, SLC45A2, TYR, TYRP
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